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Die Zusammenhänge von Bewegung, Hufstellung und Takt
Die Hubearbeitung ist weit mehr als nur eine kosmetische Maßnahme. Sie ist ein entscheidender Faktor für die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit eines Pferdes. Doch der Einfluss der Hufbearbeitung auf das Gangbild und den Takt wird oft unterschätzt oder falsch verstanden.
Viele Pferdebesitzer und auch Fachleute sehen den Huf isoliert, ohne den ganzen Körper und die komplexen Zusammenhänge zu berücksichtigen. Dabei ist
das Pferd ein funktionales Gesamtsystem, in dem Veränderungen an einem Teil Auswirkungen auf viele andere haben.
In diesem Artikel beleuchte ich, wie die Hufbearbeitung das Gangbild und den Takt beeinflusst, warum Fehlstellungen am Huf und Haltungsschäden sich gegenseitig bedingen und verstärken, und warum ein ganzheitlicher Ansatz unerlässlich ist, um langfristige Gesundheit und Bewegungsqualität zu erhalten.
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Die Hufe - das Fundament des Pferdes
Die Hufe tragen das gesamte Körpergewicht des Pferdes und sind die einzige Verbindung zum Boden. Sie wirken als Stoßdämpfer, stabilisieren die Gliedmaßen und beeinflussen die Bewegungsqualität maßgeblich.
Die Form, Balance und Funktion der Hufe bestimmen, wie Kräfte beim Aufsetzen, Abrollen und Abstoßen verteilt werden.
- Hufbalance:
Ein ausgewogener Huf verteilt das Gewicht
gleichmäßig auf Zehe, Trachten und Strahl
- Hufmechanik:
Der Hufmechanismus sorgt für Elastizität,
Durchblutung und Stoßdämpfung.
- Hufgesundheit:
Gesunde Hufe sind robust, elastisch
und funktionell.
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Wie beeinflusst die Hufbearbeitung das Gangbild?
"Veränderung der Hebelverhältnisse"
Jede Veränderung an der Hufwand, der Zehenlänge oder der Trachtenhöhe verändert die Hebelverhältnisse im Huf.
- Eine zu lange Zehe verlängert den Hebel, was die Belastung auf Sehnen und Gelenke erhöht.
- Flache oder untergeschobene Trachten verändern die Auflagefläche und die Stabilität.
- Ein Beschlag schränkt die natürliche Bewegung ein.
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"Auswirkungen auf den Takt"
Der Takt ist die rhythmische Abfolge der Hufkontakte beim Gehen oder Trab.
- Ein unausgeglichener Huf führt zu Taktstörungen: Passgang, Kreuzgalopp, Stolpern
- Taktfehler sind oft erste Anzeichen von Schmerzen oder Fehlbelastungen
- Eine falsche Hufbearbeitung kann den Takt verschlechtern oder sogar Lahmheiten verursachen.
"Schonhaltungen und Kompensationen"
Wenn ein Pferd Schmerzen im Huf hat, verändert es seine Haltung und Bewegung, um die Belastung zu reduzieren.
- Das Pferd verlagert das Gewicht auf gesunde Gliedmaßen
- Es verändert den Bewegungsablauf, was zu Verspannungen und Überlastungen in anderen Körperregionen führt.
- Diese Kompensationen können chronisch werden und weitere Probleme auslösen.
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Haltungsschäden und Hufprobleme - eine wechselseitige Beziehung
"Was war zuerst? Huf oder Haltung?"
Oft ist unklar, ob Fehlstellungen am Huf die Ursache für Haltungsschäden sind oder umgekehrt.
- Eine muskuläre Schwäche oder Rückenprobleme können zu ungleichmäßiger Belastung und Hufveränderungen führen.
- Umgekehrt können Fehlstellungen am Huf Haltung und Bewegungsablauf negativ beeinflussen.
"Der Teufelskreis"
- Fehlstellungen am Huf führen zu Schonhaltungen
- Schonhaltungen verstärken muskuläre Dysbalancen.
- Dysbalancen verschlechtern die Hufbalance weiter.
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Der ganzheitliche Blick - Huf und Körper als Einheit
Als Huforthopädin mit ganzheitlichem Ansatz betrachte ich das Pferd immer als Gesamtsystem.
- Muskelanalyse: Verspannungen und Schwächen beeinflussen die Hufbelastung.
- Bewegungsanalyse: Wie bewegt sich das Pferd in verschiedenen Gangarten?
- Individuelle Hufbearbeitung: Die Bearbeitung ichtet sich nach dem gesamten Pferd, nicht nur nach dem Huf.
- Zusammenarbeit: Mit Tierärzten und Therapeuten für bestmögliche Ergebnisse.
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Überlastung, Umlastung und Kettenreaktion
Fehlerhafte Hufbearbeitung kann zu Überlastungen führen, die sich auf Faszien, Bänder und Gelenke auswirken.
- Faszienverklebungen verursachen Schmerzen und Bewegungseinschränkungen.
- Gelenkverschleiß entsteht durch Fehlbelastungen.
- Sehnenprobleme wie Entzündungen oder Überdehnungen sind häufige Folgen.
Praxisbeispiele und Studien
Studien zeigen, dass selbst kleine Veränderungen an der Hufbalance das Gangbild und die Gelenkwinkel beeinflussen.
- Veränderungen der Zehenlänge und Trachtenhöhe wirken sich auf die Belastung der tiefen Beugesehe und des Hufrollenkomplexes aus.
- Fehlstellungen können zu Taktstörungen führen, die sich in Lahmheiten äüßern.
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Fazit
Die Hufbearbeitung beeinflusst Gangbild, Takt und die Gesundheit des gesamten Bewegungsapparats.
Ein ganzheitlicher Blick ist unerlässlich, um langfristig Gesundheit und Bewegungsqualität zu erhalten.
Nur wer das Pferd als Gesamtsystem betrachtet und individuell arbeitet, kann Kettenreaktionen vermeiden und das Pferd im Takt und in Balance halten.
